Die eigene Plattformlösung

Im Folgenden finden Sie detaillierte Hinweise und Tipps für den Aufbau und möglichen Betrieb einer eigenen Plattformlösung.

Eine eigene Plattformstrategie Umfasst im Rahmen des Plattform-Navigators eine vollständige Eigenentwicklung, die Nutzung von Technologiebausteinen und die Nutzung einer Whitelabel-Plattform. Die Bereitstellung der Plattform erfolgt durch das Unternehmen und umfasst somit Ziel, die Plattform und die damit verbundenen Mehrwertdienste sowie Services selbst zu entwickeln und unter eigenen Firmennamen anzubieten.

Die Bereitstellungsstrategie kann unterschiedlichste Ausprägungen aufweisen und kann je nach Variante vollständig flexibel gestaltet sein. Das Informationsangebot stellt wie in folgenden Diagramm dargestellt zunächst die unterschiedlichen Ausprägungen einzelner Plattformen dar und geht dann zu einer Vorstellung detaillierter Ausprägungen über
Grundsätzlich tritt jedoch in den meisten Fällen der gleiche Zielkonflikt auf. Dem Mehr an Flexibilität und Individualität auf den unterschiedlichen Technologieebenen steht ein erhöhter Aufwand und eine je nach eigenem Anteil deutlich erhöhte benötigte Eigenexpertise gegenüber.

Die Roadmap beschreibt die möglichen Schritte zur eigenen Plattform.

Gestaltung und Entwicklung einer eigenen Plattformlösung

Ein grundlegender Zusammenhang und Zielkonflikt tritt zwischen dem Aufwand der implementierten Lösung und dessen Gestaltungsfreiheit auf. Wie in der folgenden Grafik gezeigt, wachsen der Aufwand und Kosten mit der Individualität der Lösung und müssen mit den eigenen Plattform Vorstellungen in Einklang gebracht werden. Zudem erfordern flexible und unabhängige Lösungen eine hohe Expertise bei der Umsetzung und dem Betrieb der Plattform.

Klassifizierung der Plattformmöglichkeiten

Um eine Einordnung möglicher Plattformstrategien zu erlauben, können die unterschiedlichen Alternativen anhand der genutzten Technologiebausteine und Bereitstellungsebenen beschrieben werden. Technologiebausteine beschreiben dabei das Maß an eigens entwickelten Komponenten der Plattformsoftware und kann die Datenanalyse, präventive Instandhaltung, etc. umfassen. Die Bereitstellungsebenen hingegen beschreiben die zugrunde liegende Hardware Ressourcen, auf denen die Plattform aufsetzt. Diese reichen von einer komplett eigenen On-Premise Lösung, über die Nutzung externer Server einer Infrastructure-as-a-Service (IaaS), bis hin zur Nutzung einer Plattform-as-a-Service (PaaS) Lösung, auf der lediglich Anwendungen und Datenservices aufgesetzt werden müssen.

Gestaltungsmöglichkeiten der eigenen Plattformlösung. Die in gelb markierten Lösungen werden hier im Detail besprochen und mit Handlungsvorschlägen und einer möglichen Road-Map zur Umsetzung vorgestellt.

Grundlagen der verwendeten Technologiebausteine

Die in Tabelle 1 dargestellten technologischen Bausteine beziehen sich auf die Software technische Ausprägung der Plattform. Diese bestimmt im wesentlichen über enthaltene Funktionen und das Gesamterscheinungsbild, welches der Kunde am Ende bedient.
Eine Whitelabel Plattform kann als schneller Einstieg genutzt werden, um eine Implementierung schnell ausführen und Geschäftspotentiale bewerten zu können. Dem steht jedoch eine deutlich geminderte Freiheit im Plattformentwurf gegenüber, die bei der vollständigen Eigenlösung am größten ist. Allerdings steht der Gestaltungsfreiheit einer eigenen Plattform ein deutlich gesteigertes technisches und finanzielles Risiko gegenüber, welches durch ausführliche Planungen eingeschätzt und in der Umsetzung und Einführung berücksichtigt werden sollte.

Grundlagen der Plattform Bereitstellungsebenen

Zur Abstufung zwischen den unterschiedlichen Bereitstellungsebenen sollte zwischen dem vollständig eigenen Betrieb in Form einer On-Premise Lösung und dem externen Hosting, zum Beispiel einer Infrastructure-as-a-Service (IaaS) bzw. Platform-as-a-Service (PaaS) Lösung, unterschieden werden.
Die eigenen Server einer On-Premise Lösung treiben insbesondere zu Beginn eines Plattformprojekts die Kosten und müssen gewartet sowie gegen Cyber Attacken gesichert werden. Dies bedeutet insbesondere für kleinere Unternehmen ein sehr hohes technisches, finanzielles und geschäftliches Risiko. Unternehmen, die das Risiko einer On-Premise Lösung vermeiden wollen, können insbesondere durch Nutzung von IaaS und PaaS Lösungen die Anfangsrisiken reduzieren und bei der Wahl einer IaaS Umsetzung trotzdem eine ausreichend hohe Gestaltungsfreiheit realisieren. PaaS Lösungen eignen sich insbesondere für Prototyping Vorhaben, zur Potentialermittlung, als auch zur Entwicklung auf Grund von Kundenwünschen.

Lösungsauswahl

Bevor ein finaler Beschluss für den Aufbau überhaupt gefasst werden kann, müssen der von der Plattform individuell resultierende Nutzen als auch die anfallenden Kosten genau analysiert und zwischen verschiedenen Optionen des Plattform-Aufbaus abgewogen werden.
Wie bereits oben erwähnt, muss der Konflikt zwischen den Aufwänden und den erreichbaren Gestaltungsmöglichkeiten abgewogen werden. Um eine Orientierungshilfe zu geben, können Sie die folgenden Fragen für sich beantworten. Lautet die Antwort vermehrt „Ja“, kann eine vollständig eigene Plattform Lösung in Betracht gezogen werden (unter 1.). Lautet diese vermehrt nein, sollte mit einer On-Demand Lösung fortgefahren werden (unter 3.). Sind die Antworten unstet, kann eine kombinierte Lösung ausgewählt werden (unter 2.).

  • Soll die Plattform wesentlicher Teil der Unternehmensstrategie / -philosophie werden?
  • Stehen für die Umsetzung hohe IT Ressourcen zur Verfügung?
  • Kann für die Umsetzung eine eigene Task-Force eingesetzt werden?
  • Die Geschäftsstruktur kann entsprechend den Plattform Gegebenheiten angepasst werden?
  • Wird die Plattform aus intrinsischen Gründen heraus und nicht wegen Kundenwünschen entwickelt?
  • Sollen große Teile der Umsätze aus der Plattform generiert werden?
  • Sollen Geschäftsmodelle zugunsten neuartiger Services geändert werden?

1. Aufbau einer unternehmenseigenen Plattform

Wesentlicher Bestandteil dieser Lösung ist die Analyse und das kritisches Hinterfragen des IST-Zustands bezüglich vorhandener IT Kenntnisse im Unternehmen zum Beispiel anhand des Plattform Readiness Checks. Für die Umsetzung dieser Lösung sind mehrere Mitarbeiter mit ausreichenden IT-Kenntnissen nötig, die die Entwicklung der Platform als Hauptaufgabe ihrer Tätigkeit verfolgen. Sind keine oder nur wenig IT Kenntnisse vorhanden, müssen bis hin zum Recruiting die notwendigen Anpassungen in der Beschaffung von Know-How und der Anstellung von IT-Personal getroffen werden. Im Voraus sollte eine detaillierte Berechnung aller Kosten unter der Einbindung von externen Beratern und Plattformexperten erfolgen, die auch die Machbarkeit des Vorhabens kritisch bewerten können.
Ein weiterer kritischer Punkt sind die benötigten finanziellen Ressourcen, die durch den späteren Nutzen kompensiert werden müssen. Aufwendungen betreffen Hardware, Software, IT-Mitarbeiter sowie alle weiteren laufenden Kosten.
Wie wichtig eine detaillierte finanzielle und technische Planung des Plattform Vorhabens ist, zeigen folgende Statistiken.

Quelle: https://blog.particle.io/the-6-complexities-of-building-a-managed-iot-platform/

Der Aufbau einer Platform kein von anderen Bereichen getrenntes Vorhaben, sondern muss in Abstimmung mit allen Beteiligten ablaufen. Anstatt einer parallelen Organisation wird eine Interkonnektivität gefordert, die eine intensive Kommunikation aller Bereiche von der Entwicklung über die Buchhaltung bis hin zum Kundenservice erfordert. Bereiche und Kenntnisse der IT müssen deutlich stärker in allen Bereichen vertreten sein und erfordern eine Weiterbildung der Mitarbeiter auf allen vertikalen und horizontalen Unternehmensebenen.

Gestaltungsparameter: Technologiebausteine
Operating System (OS)
Middleware, Virtualisierung
Datenverwaltung /-aggregation
Datenbankarchitektur
App Server, APIs, Runtime, Sicherheit
Gestaltungsparameter: Eigenes Rechenzentrum
Server(-architektur)
Speicher
Netzwerk
Zielgrößen
Eine durchgängige Eigenlösung kann dabei helfen die Datenhoheit und gesamte Wertschöpfung im eigenen Unternehmen zu behalten. Es wird ein eigenes Ökosystem aufgebaut, in das Kunden und Geschäftspartner integriert und dadurch eine effizientere Zusammenarbeit erreicht werden kann. Zudem wird eine Abhängigkeit von Plattformanbietern vermieden und eine maximale Unabhängigkeit ermöglicht.
Ziele sind eine maximale Skalierbarkeit bei möglichst geringen zusätzlichen Aufwänden. Kunden können standardisierte Lösungen angeboten bekommen, die je nach nach Kundenwunsch und Angebot individuell gestaltet werden können. Sicherheitsrelevante Aspekte sollten mit äußerster Sorgfalt geklärt werden, damit keine Datenschutz Bedenken auftreten.

Beispielhafte Vorgehensweise

Unternehmensreferenz
Becker Mining Systems AG (Smartflow):
https://www.becker-mining.com/en/digitalmine
On-premise Anbieter
FANUC Deutschland GmbH (Field System):
https://www.fanuc.eu/de/de/field-system

2. Übersicht von Technologiebausteinen auf Basis einer IaaS Lösung

Der größte Vorteil dieser Lösung liegt in der skalierbaren und mit dem Umfang bzw. Ausrollen der Lösung wachsenden Infrastruktur. Eine prototypische Anfangsphase ist hierbei genauso möglich, wie eine deutliche Ausweitung und Integration in die unternehmenseigenen Geschäftsprozesse. Durch Abo-Modelle können Sever Kapazitäten gebucht und entsprechend dem tatsächlich benötigten Bedarf angepasst werden. Dennoch sollte auf Datenschutz kritische Aspekte geachtet und zum Beispiel ein Service Anbieter aus dem europäischen Raum gewählt werden.

Gestaltungsparameter und zu integrierende Bausteine
Folgende Elemente sind zu implementieren oder aus geeigneten extern verfügbaren Elementen auszuwählen:
– Operating System
– Middleware
– Runtime
– Datenverwaltung /-aggregation
– (Kern-) Applikationen (Technologiebausteine)
– APIs
– Sicherheit
Zielgrößen
Wesentliches Ziel sollte die aufwandsarme Umsetzung einer maximal skalierbaren Lösung sein. Aufbauend auf der IaaS Lösung können wesentliche Funktionen durch Technologiebausteine schnell implementiert und Kundenwünsche erfüllt und eigene Plattformziele erreicht werden. Eine eigene IT Abteilung muss ein internes und externes Schnittstellenmanagement integrieren, um Anforderungen und Funktionen schnell einführen oder an externe Anbieter abgeben zu können.
Die hohe Skalierbarkeit erlaubt zudem vereinfachte und günstige Prototyping Phasen, welche zunächst getestet und im Anschluss an die interne Validierung gelauncht und dem Kunden angeboten werden können. Zudem können komplexe Funktionen wie KI-gestützte Datenanalysen über externen Anbieter implementiert werden, was den Aufbau eigener Kompetenzen in Nischenanwendungen deutlich reduziert.
Vorgehensweisen
Erste Schritte der Einrichtung einer IaaS Lösung und der Integration externer Technologiebausteine sind zunächst die Auswahl einer geeigneten IaaS Plattform und die Anforderungsanalyse zur Identifizierung geeigneter (externer) Funktionen. Die IaaS Plattform sollte den Unternehmensansprüchen sowie den Kundenanforderungen entsprechen und anhand auf Basis eines Plattformscreenings ausgewählt werden. Ist der IaaS Anbieter ausgewählt, kann darauf aufbauend der in der folgenden Abbildung dargestellte Prozess durchlaufen werden.

Beispielhafte Vorgehensweise

Unternehmensreferenz
ZSK Stickmaschinen:
https://www.zsk.de/de/software/smake.php
Technologiebausteine
Symmedia:
https://www.symmedia.de
IaaS Anbieter
Überblick IaaS Anbieter:
https://d1.awsstatic.com/analyst-reports/Crisp_Vendor-Universe_CloudComputing_Exec.Version_AWS.pdf

3. Übersicht für eine On-Demand Lösung

Zentraler Bestandteil dieser Lösung ist die Auswahl eines Anbieter der optimal auf das eigene Umsetzungsvorhaben hinsichtlich Funktionsumfang, Anbindung, Kosten etc. passt. Diese Lösung zeichnet sich insbesondere durch eine sehr niedrige Umsetzungshürde aus und steht dem Kunden nach kurzer Zeit zur Verfügung.

Gestaltungsparameter
Auswahl eines PaaS und Whitelabel bzw. eines einheitlichen On-Demand Plattform Anbieters
Zielgrößen
Die On-demand muss alle von Ihrem Unternehmen und Ihren Kunden gewünschten Anforderungen erfüllen. Im Nachgang an die Implementierung und Einführung können große Änderungen nur noch schwer und unter größeren Aufwänden umgesetzt werden. Der Kern dieser Lösung wird durch die Auswahl der optimalen Plattform beschrieben. Zusätzliche Ziele sind eine hohe Skalierbarkeit der Lösung und eine einfache Integration in die eigenen Systeme sein.
Vorgehensweise
Das Vorgehen der Plattformauswahl ist von den spezifischen Zielen, der Industrie und anderen Parametern, die eine Vorgabe eines genauen Vorgehens verhindern, abhängig. Dennoch lassen sich nach der mm1 Methode die folgenden generellen Schritte ableiten.
Quelle
Unternehmensreferenz
Gebhardt Fördertechnik GmbH:
https://www.gebhardt-foerdertechnik.de/de/982/gebhardt-galileo-iot-plattform/?desktop=%2526mp%253d508-510%2526mp%253d508-510%2526mp%253d508-510%2527’a=0
On-demand Anbieter
Symmedia:
https://www.symmedia.de